June 11, 2021

Warum größere Projekte in Python keinen Sinn machen

2017-10-04 C++, import from other blog

Von den Sprachstandards her ist Python ausgezeichnet um größere Projekte darin zu realisieren. Die Python Virtual Machine ist hinreichend robust, die Python-internen Möglichkeiten zur objektorientierten Programmierung sind vorbildlich und das Modulkonzept erlaubt es Klassen zu Packages zu aggregieren. Technisch gesehen kann man mit Python durchaus Projekte mit 100k LoC oder sogar noch mehr realisieren. Es gibt nur ein Problem: wer möchte diese Programme verwenden? Endanwender machen üblicherweise einen großen Bogen um GUI Applikationen die in Python erstellt wurden, und Systemprogrammierer werden garantiert keine Libraries einbinden, die in Python geschrieben wurden. Dagegen spricht schon die geringe Performance. Python erinnert an das Schicksal was Turbo Pascal ereilt hat: es ist eine Lehrsprache in der Programmierausbildung, kann aber nicht für reale Projekte eingesetzt werden.

Die Sprache als solche ist vorbildlich: Python ist sehr elegant designt. Und es lässt sich darin auch produktiver Sourcecode schreiben, in dem Sinne dass man für einfache Aufgaben wie das Sortieren eines Arrays eben nicht erst tagelang in Foren um Rat fragen muss, sondern einfach den pythonic way of life verwendet. Nur, stellen wir uns mal vor wie das in der Realität konkret aussieht. Man schreibt sein elegantes Python Programm runter, es besteht aus 12000 Lines of Code, nutzt dafür selbstverständlich mehrere Klassen und dann? Rein theoretisch ist das Script jetzt überall ausführbar, aber wer will das auf seiner Maschine tatsächlich verwenden? Das Problem mit Python ist, dass es nur eine weitere Programmiersprache ist in einer ganz speziellen Nische (anfängerfreundlich und interpretiert) und das der damit erstellte Code garantiert nicht in größere Projekte wird einfließen. Genau genommen kann man Python Programmierer nur bemitleiden, weil ihre schönen Programme sonst keiner haben will. Java Programmierer werden ganz sicher keine Python Bibliothek in ihr Projekt einbinden, C Programmierer auch nicht. Mit etwas Glück kann man die Library im Pypi Repository unterbringen, aber das wars dann auch schon. Es ist keineswegs Zufall dass es keine großen namenhafte Python Projekte gibt, mit mehr als 10k LoC. Wie gesagt, rein technisch geht das ausgezeichnet, nur leider ist die Welt außerhalb von Python sehr viel kritischer in solchen Dingen.

Ich bin mir nicht sicher, ob Guido van Rossum der Welt einen Gefallen getan hat, als er die Sprache erfunden hat. Auf den ersten Blick hat Python viele Vorteile. So richtet es sich nicht explizit an Informatiker sondern an Wissenschaftler aus den Bereichen Physik, Linguistik und Geschichtswissenschaften. Ferner ist als interpretierte Sprache mit kurzen Edit-Compile-Run Zyklen konzipiert wodurch man in kurzer Zeit viel Code schreiben kann. Genau genommen ist Python also in eine Lücke vorgestoßen wofür es davor noch keine Sprache gab. Aber kann es wirklich das Ziel sein, zu den gefühlten 500 Programmiersprachen immer weitere hinzuzufügen um darüber die Spaltung der Entwickler voranzutreiben? Reicht es noch nicht, wenn Java und C# Programmierer gegeneinander arbeiten? Braucht man neben PHP, go und Perl noch weitere Sprachen? Python hat sogar das seltene Kunststück fertiggebracht zu sich selber inkompitbel zu sein. Bekanntlich laufen Python3 Programme nicht mehr auf einem Python2 Interpreter. Und das Pypy Projekt ist zwar ein JIT Compiler kann aber nicht alle Bibliotheken aus cpython verarbeiten. Irgendwie ist Python eine ganz eigene Welt die im universitären Umfeld prächtig gedeiht und die dazu führt, dass Leute ihre Zeit verschwenden. Anders kann man es nicht ausdrücken, wenn man Ressourcen in den Aufbau von Python Sourcecode investiert.

BEISPIEL
An einem kleinen Beispiel möchte ich das Thema vertiefen. Früher habe ich schön mit pygame Spiele programmiert. Das geht wunderbar einfach, und mit erstaunlich wenig Sourcecode. Man fängt einfach oben an mit “import pygame”, aktiviert das Fenster, und schon kann man seine erste Box auf den Bildschirm zaubern. Jetzt wo ich nicht pygame nutze, sondern in C++ mit SFML das Spiel realisiere ist es deutlich aufwendiger. Man muss sich durch Manuals auf English wühlen, es gibt für alles mindestens 4 Möglichkeiten und mehr Sourcecode benötigt man auch. Für den Computer macht es keinen Unterschied. In beiden Fällen sieht man eine GUI in der etwas angezeigt wird, und beidesmal mit ruckelfreien 60fps. Der Unterschied liegt in der Community die hinter der Sprache steht. Projekt-1 wendet sich an die Python Community, also an Nicht-Informatiker, während Projekt-2 sich an C++ Programmierer richtet. Die Community unterscheiden sich im Anspruch an sich selbst. C++ Programmieren tönen lautstark dass sie die besten Programmierer der Welt seien und demzufolge haben sie auch den Ehrgeiz die besten Programme des Universums zu schreiben, während es in der Python Community sehr viel entspannter zugeht, in dem Sinne dass man sich gegenseitig versichert Anfänger zu sein und überhaupt sich eher mit mit inhaltlichen Dingen und weniger mit Programmieren beschäftigt. Damals in Python war meine Produktivität immerhin bei stolzen 10 Zeilen Code am Tag, jetzt mit C++ in SFML ist sie abgesunken auf 5 Zeilen täglich. Dadurch verdoppelt sich natürlich die Zeitdauer bis das Projekt fertig ist.

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