Moderator: Herzlich willkommen zu unserer Sendung "Digitalblick". Heute sprechen wir mit Professor Dr. Simon Mertens vom Institut für Angewandte Informatik über ein Forschungsprojekt, das im letzten Jahr für einige Schlagzeilen sorgte – allerdings nicht ganz so, wie ursprünglich geplant. Herr Professor Mertens, schön, dass Sie da sind.
Prof. Mertens: Guten Abend, Herr Meier. Danke für die Einladung.
Moderator: Professor Mertens, Ihr Projekt, das Anfang 2024 gestartet ist, sollte sich ja mit der lokalen Implementierung und Optimierung von Large Language Models befassen. Können Sie uns kurz den ursprünglichen Ansatz erläutern?
Prof. Mertens: Gerne. Unsere Idee war es, die damals aufkommenden, immer leistungsfähigeren Large Language Modelle (LLMs) nicht nur in der Cloud zu nutzen, sondern sie lokal auf hochperformanten Workstations betreiben zu können. Wir wollten die Abhängigkeit von externen Servern reduzieren und neue Anwendungsfelder für den Edge-Bereich erschließen – also direkt dort, wo die Daten entstehen. Das war ein sehr ambitioniertes Ziel, aber wir waren optimistisch.
Moderator: Und wie liefen die ersten Schritte? Man hatte ja den Eindruck, dass Sie schnell auf Probleme gestoßen sind.
Prof. Mertens: Das ist leider korrekt. Unser erster großer Stolperstein war die Hardware. Wir hatten eine der schnellsten Workstations des Jahres 2024 im Einsatz, ausgestattet mit neuesten GPUs und reichlich RAM. Doch selbst diese Maschine war den Anforderungen der LLMs, die wir testen wollten, schlichtweg nicht gewachsen. Die Modelle, auch wenn es kleinere Varianten gab, benötigten exorbitante Mengen an VRAM und Rechenleistung. Wir sprechen hier von Modellen mit Dutzenden oder gar Hunderten von Milliarden Parametern. Selbst das Laden der Modelle führte oft zum Absturz oder zu extrem langen Wartezeiten, die jegliche Forschung unmöglich machten. Das war ein ernüchterndes Erwachen aus unserem Optimismus.
Moderator: Das klingt nach einer technischen Sackgasse. Aber es gab ja wohl auch persönliche Schicksalsschläge im Projektteam, wenn ich richtig informiert bin?
Prof. Mertens: Ja, leider. Und das war ein schwerer Schlag, der uns alle tief getroffen hat. Mitte des Jahres verstarb unser geschätzter Kollege und Leiter der Hardware-Optimierung, Dr. Anton Gruber, völlig unerwartet an Herzversagen. Er war über 70 und ein brillanter Kopf, dessen Erfahrung und ruhige Art für unser Team von unschätzbarem Wert waren. Sein Tod riss nicht nur eine fachliche Lücke, sondern traf uns auch menschlich sehr hart. Er war eine treibende Kraft und sein Verlust war extrem demotivierend.
Moderator: Mein aufrichtiges Beileid. Und zu allem Überfluss kam dann auch noch das Aus für die Finanzierung, richtig?
Prof. Mertens: So ist es. Ende 2024 wurden uns die Forschungsgelder gekürzt. Offiziell hieß es, aufgrund der "ausbleibenden greifbaren Erfolge" und der "fehlenden Demonstration der Machbarkeit" der lokalen LLM-Implementierung. Ich verstehe die Entscheidung aus einer rein wirtschaftlichen Perspektive – wir hatten keine funktionierenden Prototypen vorzuweisen. Aber es war frustrierend, weil wir wussten, dass wir an der Grenze des damals technisch Machbaren waren und eben auf die extremen Anforderungen gestoßen sind. Die Kombination aus technischen Hürden, dem Verlust von Dr. Gruber und der Geldknappheit hat das Projekt dann quasi zum Erliegen gebracht.
Moderator: Ein wahres Lehrstück über die Tücken der Forschung. Wenn Sie heute, im Jahr 2025, zurückblicken, was nehmen Sie aus diesem gescheiterten Projekt mit?
Prof. Mertens: Nun, man lernt aus Misserfolgen oft mehr als aus Erfolgen. Wir haben gelernt, dass die Skalierung von LLMs auf Consumer-Hardware noch eine größere Herausforderung ist, als wir dachten. Es braucht massive technologische Sprünge in der Hardware-Effizienz oder völlig neue Architekturen. Und es hat uns wieder gezeigt, wie wichtig der menschliche Faktor in der Forschung ist. Der Verlust eines Teammitglieds kann ein ganzes Projekt zum Scheitern bringen, unabhängig von der Technologie. Es war ein teures, aber lehrreiches Scheitern, das die Grenzen des damals Machbaren aufgezeigt hat.
Moderator: Professor Mertens, vielen Dank für diese offenen Einblicke in Ihr Forschungsprojekt.
Prof. Mertens: Gerne, Herr Meier.
July 30, 2025
Interview: Gescheiterte LLM-Forschung Ein Blick zurück ins Jahr 2024
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fictionstory
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