September 26, 2024

Der Zeitreisende im Reality TV

 Die Bewohner des Hauses saßen gerade gemütlich im Wohnzimmer, als plötzlich die Stimme der Projektleitung ertönte: "Achtung, liebe Hausbewohner! Wir haben eine besondere Überraschung für euch. In wenigen Augenblicken wird ein neuer Mitbewohner zu euch stoßen. Bitte empfangt ihn herzlich!"

Die Spannung im Raum war förmlich greifbar. Mia, eine der Teilnehmerinnen, flüsterte aufgeregt: "Oh mein Gott, wer das wohl sein wird?" Kaum hatte sie den Satz beendet, öffnete sich die Eingangstür.

Herein trat ein Mann in einem altmodischen Anzug, mit Hut und einer ledernen Aktentasche. Er blickte sich verwirrt um und stammelte: "Wo... wo bin ich hier gelandet?"

Die Bewohner starrten ihn fassungslos an. Tom, der Sportler der Gruppe, fand als Erster seine Sprache wieder: "Ähm, willkommen in unserem Haus. Wer bist du denn?"

Der Neuankömmling zog seinen Hut und verbeugte sich leicht: "Gestatten, mein Name ist Herbert Schmidt. Ich komme aus dem Jahr 1950 und wurde hierher... nun ja, teleportiert, wie man mir sagte."

Ein ungläubiges Raunen ging durch den Raum. Sarah, die Studentin, prustete los: "Das ist doch ein Scherz, oder? Versteckte Kamera?"

Herbert schüttelte ernst den Kopf: "Nein, meine Dame, das ist kein Scherz. Ich bin genauso verwirrt wie Sie. Eben noch war ich in meinem Büro in Berlin, und plötzlich stehe ich hier."

Die Projektleitung meldete sich erneut: "Liebe Bewohner, Herbert sagt die Wahrheit. Er ist tatsächlich ein Zeitreisender aus dem Jahr 1950 und wird für die nächste Zeit mit euch im Haus leben. Bitte helft ihm, sich in unserer Zeit zurechtzufinden."

Die Gesichter der Bewohner spiegelten eine Mischung aus Unglaube, Faszination und Neugier wider. Lena, die Krankenschwester, trat vor und reichte Herbert die Hand: "Nun, Herbert, willkommen in der Zukunft! Das wird sicher eine interessante Zeit für uns alle."

Herbert ergriff dankbar ihre Hand: "Vielen Dank, gnädiges Fräulein. Ich muss gestehen, ich bin völlig überwältigt von all dem hier." Er deutete auf die moderne Einrichtung und die technischen Geräte.

Die anfängliche Verwirrung wich langsam einer gespannten Erwartung. Die Bewohner begannen, Herbert mit Fragen zu bombardieren, während dieser staunend die für ihn futuristische Umgebung betrachtete. Die nächsten Minuten versprachen, äußerst interessant zu werden.

Nachdem der erste Schock überwunden war, schlug Tom vor: "Lasst uns doch eine richtige Vorstellungsrunde machen. Herbert, möchtest du anfangen?"

Herbert nickte dankbar. "Sehr gerne. Wie gesagt, ich bin Herbert Schmidt, 35 Jahre alt - oder besser gesagt, ich war 35 im Jahr 1950. Ich arbeite als Buchhalter in einem mittelständischen Unternehmen in Berlin."

Sarah konnte ihre Neugier kaum zügeln: "Wahnsinn! Wie war das Leben damals? Hattet ihr schon Fernsehen?"

Herbert lächelte. "Fernsehen war gerade erst im Kommen. Die meisten hörten noch Radio. Aber sagt, was sind das für merkwürdige Geräte, die ihr alle in der Hand haltet?"

Mia hielt ihr Smartphone hoch. "Das? Das ist ein Smartphone. Damit können wir telefonieren, Nachrichten schreiben, im Internet surfen..."

"Internet? Was ist das?", unterbrach Herbert verwirrt.

Tom lachte. "Oh Mann, da haben wir einiges zu erklären. Das Internet ist wie... wie eine riesige Bibliothek, aber digital. Du kannst darüber auf fast alle Informationen der Welt zugreifen."

Herberts Augen weiteten sich. "Unglaublich! Und jeder hat Zugang dazu?"

Lena nickte. "Ja, die meisten Menschen hier haben ständig Zugang zum Internet. Es hat unser Leben komplett verändert."

"Apropos verändert", mischte sich Sarah ein. "Herbert, was denkst du über unsere Kleidung? Muss ja ein Schock für dich sein."

Herbert räusperte sich verlegen. "Nun ja, es ist... gewöhnungsbedürftig. Bei uns tragen die Damen noch längere Röcke und die Herren Hüte auf der Straße."

"Oh, Hüte sind wieder total in Mode!", rief Mia begeistert. "Vintage ist der letzte Schrei!"

Herbert sah sie verwirrt an. "Vintage?"

Tom erklärte lachend: "Das bedeutet, dass alte Sachen wieder modern sind. Dein Stil könnte hier richtig gut ankommen!"

"Interessant", murmelte Herbert. "Und wie steht es um die Politik? Wer regiert Deutschland?"

Die anderen tauschten Blicke aus. Lena antwortete vorsichtig: "Das ist eine lange Geschichte. Vielleicht fangen wir mit etwas Einfacherem an. Möchtest du einen Kaffee?"

"Oh ja, sehr gerne", sagte Herbert erleichtert. "Wenigstens etwas Vertrautes."

Als Lena in die Küche ging, flüsterte Sarah den anderen zu: "Leute, wir müssen vorsichtig sein. Die Welt hat sich so sehr verändert, wir dürfen ihn nicht überfordern."

Tom nickte. "Stimmt. Lass uns die Dinge langsam angehen. Herbert", er wandte sich dem Zeitreisenden zu, "erzähl uns doch mehr von deinem Alltag in den 50ern. Wir sind sehr gespannt!"

Mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand begann Herbert, das Haus genauer zu erkunden. Sein Blick fiel auf den großen Flachbildfernseher an der Wand. "Meine Güte, ist das ein Fernseher? Er ist ja riesig und so dünn!"

Tom grinste. "Ja, das ist unser Fernseher. Warte, bis du siehst, was er alles kann." Er nahm die Fernbedienung und schaltete das Gerät ein.

Herberts Augen weiteten sich, als er die gestochen scharfen Bilder sah. "Unglaublich! Und in Farbe! Bei uns waren die ersten Fernsehgeräte gerade erst auf den Markt gekommen, mit winzigen schwarz-weißen Bildschirmen."

Sarah nutzte die Gelegenheit: "Schau mal, Herbert, das hier ist eine Spielekonsole. Damit können wir Videospiele auf dem Fernseher spielen."

"Videospiele? Was ist das?", fragte Herbert verwirrt.

"Lass es mich dir zeigen", sagte Sarah begeistert und startete ein Rennspiel.

Herbert beobachtete fasziniert, wie Sarah das virtuelle Auto steuerte. "Das ist ja wie Zauberei! Ihr könnt tatsächlich diese... Dinge auf dem Bildschirm steuern?"

Währenddessen war Mia in die Küche gegangen und rief: "Hey Herbert, möchtest du sehen, wie wir heutzutage Kaffee machen?"

Herbert folgte ihr neugierig. Als Mia den Kaffeevollautomaten anstellte, zuckte er zusammen. "Was ist das für ein Geräusch? Und woher kommt der Kaffee so schnell?"

Mia lachte. "Das ist unsere Kaffeemaschine. Sie mahlt die Bohnen frisch und brüht den Kaffee in Sekundenschnelle."

"Fantastisch", murmelte Herbert. "Und was ist das?", fragte er, auf die Mikrowelle deutend.

"Oh, das ist eine Mikrowelle", erklärte Lena. "Damit können wir Essen schnell erhitzen. Schau her." Sie stellte eine Tasse Wasser hinein und drückte auf Start.

Herbert sprang zurück, als das Gerät zu summen begann. "Vorsicht! Ist das nicht gefährlich?"

Tom beruhigte ihn: "Keine Sorge, das ist völlig sicher. Sieh, das Wasser ist jetzt heiß."

Herbert schüttelte ungläubig den Kopf. "Es ist, als wäre ich in einem Science-Fiction-Roman gelandet."

Plötzlich klingelte Sarahs Smartphone. Herbert zuckte zusammen. "Was ist das für ein Geräusch?"

Sarah zeigte ihm ihr Handy. "Das ist mein Telefon. Es ist tragbar und kann viel mehr als nur telefonieren."

Herbert betrachtete das Gerät ehrfürchtig. "Darf ich es einmal anfassen?"

"Natürlich", sagte Sarah und reichte es ihm.

Herbert drehte das Smartphone vorsichtig in seinen Händen. "Es ist so leicht und dünn. Wie funktioniert es ohne Kabel?"

Die anderen lachten freundlich. Lena legte Herbert sanft eine Hand auf die Schulter. "Das ist eine längere Geschichte. Wie wäre es, wenn wir uns alle zusammensetzen und dir nach und nach erklären, wie die Welt sich verändert hat?"

Herbert nickte dankbar. "Ja, das wäre wunderbar. Ich habe das Gefühl, ich habe eine Menge zu lernen."

## 4. Beginn der Integration (20:30 - 20:40 Uhr)

Die Gruppe versammelte sich um den Esstisch, wo Lena ein paar moderne Snacks vorbereitet hatte. Herbert betrachtete die bunten Chips und Energyriegel skeptisch.

"Was sind das für seltsame Speisen?", fragte er vorsichtig.

Mia lachte. "Das sind Snacks, Herbert. Probier mal die Chips hier, die schmecken nach Paprika."

Herbert nahm zögernd einen Chip und biss hinein. Seine Augen weiteten sich überrascht. "Das ist ja interessant! Knusprig und würzig zugleich."

Tom reichte ihm eine Flasche. "Hier, probier mal. Das ist Cola – gab's die schon in den 50ern?"

Herbert nickte. "Ja, Cola kannten wir schon. Aber sie war nicht so... alltäglich." Er nahm einen Schluck und hustete leicht. "Oh, sie ist ja viel süßer als ich sie in Erinnerung habe!"

Sarah nutzte die Gelegenheit, um mehr über Herberts Zeit zu erfahren. "Erzähl uns doch mal, was habt ihr in deiner Zeit so gegessen?"

Herbert lächelte nostalgisch. "Nun, wir aßen viel Hausmannskost. Kartoffeln, Gemüse aus dem eigenen Garten, sonntags gab es Braten. Fertiggerichte kannten wir kaum."

"Apropos Fertiggerichte", sagte Lena und holte eine Packung aus dem Schrank. "Schau mal, heute können wir ganze Mahlzeiten in Minuten zubereiten."

Herbert las das Etikett und schüttelte ungläubig den Kopf. "Erstaunlich. Aber sagt, wie steht es um die Arbeitswelt? Hat sich da auch so viel verändert?"

Tom nickte eifrig. "Oh ja! Viele von uns arbeiten heute am Computer, manche sogar von zu Hause aus."

"Computer? Zu Hause arbeiten? Das klingt ja revolutionär!", staunte Herbert.

Mia ergänzte: "Und Frauen sind heutzutage in fast allen Berufen tätig. Wir haben sogar eine Bundeskanzlerin!"

Herberts Kinnlade fiel herunter. "Eine Frau an der Spitze der Regierung? Das ist ja... unglaublich fortschrittlich!"

Sarah bemerkte Herberts überwältigten Gesichtsausdruck. "Ist alles okay, Herbert? Wir können eine Pause machen, wenn es zu viel wird."

Herbert schüttelte den Kopf und lächelte tapfer. "Nein, nein, es ist faszinierend. Bitte erzählt mehr. Wie verbringt ihr eure Freizeit?"

"Oh, da gibt es so viel!", rief Mia begeistert. "Wir schauen Serien auf Netflix, spielen Videospiele, surfen im Internet..."

Herbert hob die Hände. "Moment, moment! Netflix? Surfen? Ihr müsst mir das alles erklären."

Die anderen lachten herzlich. Tom klopfte Herbert auf die Schulter. "Keine Sorge, wir haben Zeit. Wir bringen dich schon auf den neuesten Stand."

Lena hob ihr Glas. "Lasst uns darauf anstoßen! Auf neue Freundschaften und spannende Entdeckungen!"

Alle stießen an, auch Herbert, der trotz seiner Verwirrung ein warmes Lächeln zeigte. "Ich danke euch für eure Geduld. Ich habe das Gefühl, das wird eine äußerst lehrreiche Zeit für mich."

Die Gruppe nickte zustimmend, und es war klar, dass Herberts Anwesenheit nicht nur für ihn, sondern für alle eine einzigartige Erfahrung werden würde.