Treue Fans des Commodore 64 wundern sich, warum der begehrte 8bit Computer Ende der 1980er Jahre nicht mehr zeitgemäß sein sollte. Als Begründung werden meist Hardware limitierungen angeführt, dass also der C64 mit seinen 64kb RAM und seiner 1 Mhz CPU für aktuelle Programme nicht geeignet sei. Das stimmt jedoch nur teilweise.
Man kann sehr wohl für ein 8bit System aufwendige Spiele programmieren, die Schwierigkeit ist nur dass der Zeitaufwand dafür hoch ist. Um sich das Problem näher zu veranschaulichen macht es Sinn ein wenig die Details zu beleuchten wie in den 1980er Jahre Software für unterschiedliche Systeme entwickelt wurde. Spieleentwicklung für Konsolen wie NES und Megadrive erfolgte niemals auf dem Gerät an sich sondern wurde mittels Crossassembler auf einer Workstation durchgeführt. DAs hei0t die Programmierer haben auf einem Leistungsfähigen Computer die Grafik erstellt und das Assembler programm geschrieben und das dann für die Zielarchitektur in ausführbaren Code übersetzt.
Der C64 war anders als reine Spielekonsolen auch zum Programmieren geeignet, das heißt auf der selben Maschine konnte Assembler code erstellt werden und das fertige Programm ausgeführt werden. Allerdings gab es auch hier das Problem, dass zuerst jemand diesen Code schreiben muss. Um einfache Spiele wie Pong oder Tetris in Assembler zu programmieren benötigt ein HObbyprogrammierer mehrere Monate Zeit, wo er dann händisch den Code eintippt und ihn verbessert. Komplexere Spiele können nur mit einem größeren Entwicklungsteam erstellt werden, was 1 Jahr und länger an dem Projekt arbeitet.
Und genau dies war die eigentlische Schwäche des Commodore 64: das er als Spieleprogrammierplattform zu aufwendig war. Auf der PC plattform lassen sich sehr viel einfacher Spiele und Anwendungen erstellen. Seit MS DOS wird dort der GW Basic Interpreter mitgeliefert womit auch Anfänger Spiele schreiben können. Professionelle Projekte können in der Sprache C realisiert werden, die unter MS DOS Computern seit den 1980er weit verbreitet war. Der Grund ist, dass dank der eingebauten Festplatte ein C Compiler nativ auf einem PC ausgeführt werden kann und die zahlreiche Bibliotheken auf der Festplatte bereitstehen. Mit hilfe von C und GW Basic können einfache Spiele in rund 1 Woche erstellt werden und komplexere Projekte in wenigen Monaten von einer Einzelperson umgesetzt werden.
Diese hohe Entwicklungsgeschwindigkeit unter MS DOS war der Hauptgrund warum diese Plattform ab Ende der 1980er alle anderen Systeme inkl. C64 und Atari ST verdrängt hat. Gewonnen hat den Kampf der Systeme am Ende die Plattform, wofür es die meiste Software gab und das war zweifelsfrei MS DOS.
Doch zurück zum Commodore 64 als Heimcomputer. Es mag wie eine Binsenweisheit klingen, aber ohne Programme ist die Hardware nutzlos. Schaltet man den Computer ein sieht man lediglich einen blinkenden Cursor auf dem Bildschirm. Mittels LOAD Befehl kann man theoretisch Spiele und Anwenderprogramme laden. Nur diese müssen zuvor erstmal verfügbar sein. Ein kundiger Programmierer muss in der Sprache Assembler ein Spiel zunächst erstellt haben, befor es der Endbenutzer laden und ausführen kann und genau hier liegt der Engpass. Wer soll all die Spieleideen die technisch machbar sind, auf einen C64 portieren? Rein technisch wäre es denkbar hunderte von point&click adventure, unzählige Puzzle- Sportspiele und Arcade games auf den C64 zu portieren. Nur diese Entwicklungszeit muss zuvor jemand erbringen. Findet sich niemand der über die nötigen Assemblerkenntnisse verfügt und bereit ist ein bestimmtes Spiel auf dem C64 zu implementieren bleibt das Projekt unbearbeitet. Mit jeder nicht erstellten Software nimmt der Wert einer Plattform für den Endanwender ab. Käufer eines Computersytsems mögen es nicht so gerne, wenn es für die Hardware keine neuen Programme gibt.
Vergleichen wir die Situation beim IBM PC. Dort gibt es viele Basic Compiler und ganz wichtig es gibt leistungsfähige C Compiler. Damit ist es möglich, jedes denkbare Spiel auf die MS Dos Plattform zu portieren. Selbst wenn die Grafikfähigkeiten eines PC aus den 1980 gering waren kann man zumindest in kurzer Zeit ein Softwareprojekt umsetzen. Man nimmt einfach vorhandenen C Quellcoode und kompiliert ihn für MS DOS oder programmiert den source code nochmal neu. In beiden Fällen erhält man in übershaubarer Zeit ein fertiges Stück Software was überall ausführbar ist wo MS DOS Installiert ist.
October 30, 2025
Softwareentwicklung in den 1980er Jahren
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Commodore 64
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